Meldungen Nachwuchs- und Fachkräftesicherung
Nachwuchs- und Fachkräftesicherung
Familientradition bleibt wichtigstes Gründungsmotiv
Die aktuelle Pandemie hält an und ihre ganzheitlichen Konsequenzen sind noch nicht abzusehen. Dennoch bieten die GEM-Daten einen ersten Einblick, welche Folgen die Pandemie auf das Gründungsgeschehen bisher hat. Der neue GEM-Länderbericht für Deutschland zeigt eine sinkende Gründungsaktivität im Pandemiejahr 2020. Somit liegen die diesjährigen Gründungszahlen etwa auf dem Niveau von 2018 (5,0 %). Das wichtigste Gründungsmotiv hierzulande bleibt mit 62 % die Fortführung einer Familientradition. Mit diesem Gründungsmotives liegt Deutschland auf Platz eins aller 30 GEM-Länder mit hohem Einkommen.
Ob Personen gründen, wird von vielen Faktoren beeinflusst. Entscheidend sind vor allem individuelle Einstellungen und Wahrnehmungen zum Thema Gründen, etwa, ob die eigenen Fähigkeiten dazu ausreichen oder ob das räumliche und sozioökonomische Umfeld gute Gründungschancen bietet. Auch die eigene Angst vorm Scheitern spielt eine Rolle.
Die Ergebnisse der Expertinnen- und Expertenbefragung attestieren in den letzten Jahren Fortschritte der Entrepreneurship Education – der Wirtschafts- und Gründungsdidaktik – in Deutschland. Im Bereich „außerschulische Gründungsausbildung“ (an Hochschulen) sind die Fortschritte aus Sicht der Expertinnen und Experten am deutlichsten erkennbar, wie etwa durch die stetig steigende Zahl und Qualität der Vorlesungs- und Seminarangebote an Hochschulen. Aber auch in der „schulischen Gründungsausbildung“ sehen sie Verbesserungen, wie beispielsweise bei der Einführung des Faches „Wirtschaft“ in einigen Bundesländern. Das Fach Wirtschaft, das im vergangenen Schuljahr in Nordrhein-Westfalen eingeführt wurde, gewinnt in den Curricula an Bedeutung, ist aber noch nicht flächendeckend und einheitlich in allen Schulformen der Sekundarstufe I verankert. Das zeigt, dass es nach wie vor Verbesserungspotenziale gibt. Ein bedeutender Schritt wäre die Aufnahme dieses Schulfaches in die Lehrpläne aller Bundesländer, um unternehmerisches Denken im jungen Alter nachhaltig und langfristig zu fördern. Die Qualität des Fachs ist zudem im Wesentlichen von den Kompetenzen und pädagogischen Fähigkeiten der Lehrkräfte abhängig, weshalb die Anpassung der Studienpläne von großer Bedeutung ist, um Lehrkräfte auszubilden bzw. das Weiterbildungsangebot für Lehrkräfte zu verbessern.
Der neue GEM-Länderbericht, der in Kooperation zwischen dem Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie der Leibniz Universität Hannover und dem RKW Kompetenzzentrum entstanden ist, analysiert sowohl Gründungsaktivitäten und -einstellungen als auch gründungsbezogene Rahmenbedingungen in Deutschland im internationalen Vergleich. Die vollständige Studie können Sie hier kostenlos herunterladen.
Stand: 10.September 2021